Stromanschlüsse im Haus
Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, was wir heute alles für elektrische Geräte im Haushalt haben? Gleichzeitig kommen laufend neue Anforderungen dazu, die im Rahmen von Erneuerungsarbeiten mit Blick in die Zukunft berücksichtigt werden könnten.
Text — Thomas Bürgisser
Das Handy will geladen werden, der Laptop muss funktionieren, die Lampe soll den Arbeitsplatz gut ausleuchten, der Tisch wird elektrisch in der Höhe verstellt ... und das ist erst das Homeoffice. So oder ähnlich sieht es aber auch in den meisten anderen Räumen zuhause aus. Internet, Fernsehen und Telefonie noch nicht einmal mitgedacht. Wer für die Zukunft baut oder umbaut, hat also einiges zu planen.
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NEUE STANDARDS
Zu den wichtigsten Netzwerkanschlüssen zählen heute jene für Koaxkabel, Netzwerkkabel (RJ45) sowie Fiber (Glasfaser), die je nach Anbieter TV, Radio, Internet usw. liefern. Besonders praktische Multimediadosen kombinieren alle Anschlüsse platzsparend in einer Dose.
WIE VIELE STECKDOSEN SOLLEN WO PLATZIERT WERDEN?
Der Fachmann oder die Fachfrau unterstützt die Bauherrschaft bei der Planung der Steckdosen. Trotzdem ist es sinnvoll, sich im Voraus Gedanken zu machen, wie welcher Raum genutzt wird – und was man alles anschliessen will. Möchte man in jener Ecke irgendwann eine Stehlampe? Wo steht der Fernseher? Wohin könnte man ihn allenfalls verschieben wollen und woher kommt das Fernsehsignal? Wichtig ist auch immer der Blick in die Zukunft: Hat das Zimmer zukünftig vielleicht eine andere Funktion? Grundsätzlich empfehlen Experten, immer mehr Steckdosen einzuplanen, als zuerst angenommen. Beispiel Küche: Hier können es zusätzlich zu jenen im Hintergrund für Herd, Kühlschrank & Co. schnell einmal ein weiteres Dutzend Steckdosenplätze sein. Für Kaffeemaschine, Entsafter, Knetmaschine, Toaster, Steamer, Mikrowelle usw. Hinzu kommt der Strom für den Staubsauger, die Fitnessuhr, den Handyladeplatz ... Im Wohnzimmer wiederum reichen normalerweise um die zehn Steckdosenplätze, in den restlichen Zimmern sind es oft noch weniger. Meist werden die Steckdosen übrigens zehn bis 30 Zentimeter über Arbeitsflächen installiert. Bei Wänden sind es entweder zehn bis 30 Zentimeter ab Fussboden oder bei Steckdosen mit Lichtschaltern 100 bis 120 Zentimeter ab Fussboden.
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SO IST EIN HAUS VERKABELT
Der lokale Anbieter liefert den Strom bis zum bzw. ins Haus. Vom Hauptverteiler führen nun einzelne Stromkreise in die Hausbereiche. Am schönsten gelöst ist es, wenn das Rohr für die Stromkabel in der Wand verläuft. Vor allem nachträglich ist das aber nicht immer möglich – auch aus statischen Gründen. Alternativ lassen sich Stromkabel auch auf der Wand führen, zum Beispiel in der Sockelleiste. Ähnlich verhält es sich mit der Datenverkabelung: Der Anbieter liefert beispielsweise das Glasfasernetz bis zum Haus. Von diesem Anschluss aus werden über einen hausinternen Verteilkasten alle Zimmer einzeln mit einem Datenkabel erschlossen, das wahlweise Internet, Telefon, TV usw. liefert.
MUSS DIE STECKDOSE MEHR KÖNNEN ALS STROM LIEFERN?
Geschaltete Steckdosen, allenfalls auch mehrere, lassen sich über einen Lichtschalter bedienen. Das ist aber erst der Anfang: Wer im Rahmen eines Umbaus oder einer Komplettsanierung die Möglichkeit hat, kann ein ausgeklügeltes Hausautomationssystem in Betracht ziehen. Für dieses müssen jedoch meist Kabel bzw. Drähte erneuert oder parallel zum Strom zusätzliche verlegt werden. Ist das zu aufwendig, können auch einzelne Steckdosen zu Funk-, WLAN- oder Bluethooth-Steckdosen erweitern werden. Per Adapter oder etwas aufwendiger als Aufputz oder sogar Unterputz-Variante. Daran angeschlossene Geräte lassen sich dann je nach Produkt per Fernbedienung, Sprachbefehl oder Smartphone steuern. Auch Steckdosen mit USB-Anschlüssen sind zu überlegen, an die USB-Geräte zum Aufladen direkt angeschlossen werden können. Und nicht zuletzt lohnt es sich, in möglichst alle Zimmer neben Strom auch Daten zu liefern.
Das Glasfaserkabel ist hier heute das Mass aller Dinge: Es bringt das immer schnellere Internet ins Haus und bei Bedarf auch gleich Fernsehen, Radio und Telefon. Wer die Möglichkeit hat, zieht anschliessend ein Datenkabel von einer zentralen Hausverteilung aus in jedes Zimmer und installiert dort mindestens eine Multimediasteckdose mit den gewünschten Anschlüssen. Eine weitere Option ist, zumindest das Internet mit Powerline-Adaptern, die an Steckdosen angeschlossen werden, via Stromnetz von einem Zimmer ins andere zu transportieren. Oder aber schlicht per WLAN bzw. WLAN-Verstärker.
DER EXPERTE
Luc Tschumper
Stv. Geschäftsführer Swiss eMobility
«SCHON HEUTE IST JEDES VIERTE VERKAUFTE AUTO ELEKTRISCH»
Luc Tschumper, sollte man bei der Erneuerung der Stromanschlüsse im Eigenheim auch gleich an ein eventuell zukünftiges Elektroauto denken?
Schon heute ist jedes vierte verkaufte Auto elektrisch und wir gehen davon aus, dass nach 2030 fast ausschliesslich Elektroautos verkauft werden. Das kann sich also durchaus lohnen. Wer zum Beispiel jetzt den Vorplatz zwischen Haus und Garage erneuert, kann heute schon eine Zuleitung vom Hausanschluss zum Parkplatz verlegen lassen. Die Ladestation kann so zu einem späteren Zeitpunkt günstig nachinstalliert werden.
Passt dieses Kabel in zehn Jahren noch?
Die Standards für das Laden von Elektroautos im Heimbereich sind langfristig gesetzt. Es werden Ladestationen mit 11 oder 22 Kilowatt Leistung eingesetzt. Damit kann ein Elektroauto, abhängig vom Modell, bis zu 50 Kilometer (11 kW) oder 100 Kilometer (22 kW) pro Stunde laden. Diese Leistung reicht auch in Zukunft problemlos aus. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, installiert Kabel mit 22 Kilowatt Leistung.
Muss ich bei der Stromverteilung im Haus etwas vorbereiten?
Ein Einfamilienhaus-Anschluss ist oft nicht voll ausgelastet. Entsprechend kann später auch gut noch ein Elektroauto als Bezüger hinzukommen. Die Installation muss jedoch immer durch eine Fachperson vorgenommen werden, die auch den obligatorischen Sicherheitsnachweis erstellt. Bei einem Mehrparteiengebäude wiederum ist die Situation komplexer und man sollte sich bei einer Erneuerung vorgängig von einer Fachperson beraten lassen.
WIE MACHE ICH MEINE STECKDOSEN SICHER?
Wenn es um Strom geht, gilt ausnahmslos: An Strominstallationen dürfen nur dafür ausgebildete Profis arbeiten! Viel zu gefährlich kann es ansonsten werden. Der Fachmann oder die Fachfrau weiss auch, wie Steckdosen und Co. nicht nur sicher installiert werden, sondern auch gefahrlos funktionieren. Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter) sind heute bei Neuinstallationen obligatorisch. Diese unterbrechen den Stromfluss sofort, wenn mit diesem etwas nicht stimmt, etwa wenn eine Person mit Strom in Kontakt kommt. Dazu gibt es zwar Steckdosen-Lösungen. Es macht aber Sinn, mindestens den Stromkreis oder am besten gleich die gesamte Verteilung dahingehend zu modernisieren.
Auch ohne anstehende Neuinstallation sollten FI-Schalter fürs die gesamte Verteilung unbedingt nachinstalliert werden. Eine Modernisierung drängt sich auch auf, wenn noch Baumwolldrähte oder zweipolige Steckdosen verbaut sind, die bei einem Defekt einen Brand oder Stromschlag verursachen können. In alten Gebäuden gibt es zudem nicht selten nur einen Stromkreis, der heutigen Leistungsanforderungen kaum mehr genügt. Hier lohnt es sich, die Leistung auszubauen und gleichzeitig Stromkreise aufzuteilen, damit bei einem Sicherungsausfall nicht das ganze Haus ohne Strom ist. Wie viele Stromkreise Sinn machen und wie sich diese zukünftig aufteilen? Auch hier hilft der Profi weiter und kann die Arbeiten am Verteiler gleich vornehmen.
CHECKLISTE
STROM IST GEFÄHRLICH – 5 TIPPS FÜR MEHR SICHERHEIT:
- Elektrische Installationen sind nichts für Heimwerker: Wenn es um Strom geht, muss immer die dafür ausgebildete Fachperson ran!
- Nicht jedes Verlängerungskabel bzw. jede Stromleiste eignet sich für überall: Im Aussenbereich droht die Gefahr, dass Strom mit Feuchtigkeit in Kontakt kommt. Deshalb beim Kauf immer fragen, ob das Produkt für den Einsatz im Freien geeignet ist, und IP-Schutzklasse beachten.
- Allgemein gilt: Kein Strom in der Nähe von Wasser! Also auch kein Verlängerungskabel zum Pool oder zur Badewanne. Hier besteht Lebensgefahr!
- Mit Kindern im Haushalt sollten Steckdosen mit einer Kindersicherung versehen sein.
- FI-Schutzschalter einmal halbjährlich auf ihre Funktionstüchtigkeit prüfen (Prüftaste).
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