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Dämmung von Dach und Keller

Warme Luft steigt. Durch ein ungedämmtes Dach gehen daher grosse Mengen an Heizwärme verloren – es können bis zu 20 % sein. Doch auch unten, im Keller, kann der Verlust gross sein: Bis zu 10 % kann er betragen.

Text — Raphael Hegglin

 

Durch ungedämmte Dächer und Keller geht im Altbau also bis zu einem Drittel der Heizenergie verloren. Und das ist leider oft der Fall: Bis Ende der 1960er-Jahre war es Standard, Estrich und Keller als ungedämmte Kalträume zu erstellen. Ab den 1970ern diente der Dachstock zunehmend auch als Wohnraum. Steildächer sind ab dieser Zeit häufiger mit einer Wärmedämmung versehen.

Verglichen mit dem heutigen Stand, fällt ihre Dämmkraft jedoch bescheiden aus. Der Wärmeverlust durch Dächer aus dieser Zeit ist nicht selten 10-mal höher als der von Dächern, die nach den heutigen Bauvorschriften erstellt werden – doch er ist immerhin mindestens 50 % geringer als bei den gänzlich ungedämmten aus den Epochen davor.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Flachdächern: Ab den 1970er-Jahren wurden Flachdächer mit einer Wärmedämmung versehen – wenn auch mit einer aus heutiger Sicht völlig unzureichenden. Diese Wärmedämmung wuchs mit den Jahren, heute stellt eine 20 cm starke Dämmschicht das Minimum dar.

 

DÄMMUNG DES DACHS

Flachdächer lassen sich nur nachdämmen, indem man das gesamte Dach erneuert. Da sie kürzere Erneuerungs-Intervalle haben als Steildächer, bietet sich diese Gelegenheit alle paar Jahrzehnte: Muss die Abdichtung ersetzt werden, sollte man gleichzeitig aufdämmen lassen. Die höhere Investition amortisiert sich aufgrund der reduzierten Heizkosten verhältnismässig schnell.

Wie aufwendig das nachträgliche Dämmen von Steildächern ist, hängt von deren Konstruktion ab. Lässt sich vom Dachraum her dämmen, so ist der Aufwand – verglichen mit dem Nutzen – gering. Denn durch das Dämmen des Daches verbessert sich nicht nur die Energieeffizienz des Hauses deutlich, sondern es entsteht auch neuer Nutzraum: Die danach ausgeglichenen Temperaturen ermöglichen es, den Estrich zum Beispiel als Hobbyraum zu nutzen. Bei Anschluss ans Heizsystem (behördliche Bewilligung vorausgesetzt) entsteht sogar neuer Wohnraum. Das Haus gewinnt somit an Wert. Lässt das Dach eine Dämmung von innen nicht zu, befindet sich aber noch in einem guten Zustand, so kann man auch nur den Estrichboden dämmen. Diese Variante ist wesentlich kostengünstiger und verbessert die Energieeffizienz im gleichen Masse. Der Dachstock lässt sich danach jedoch nicht als zusätzlicher Wohnraum nutzen – er bleibt im Winter kalt und überhitzt im Sommer.

 

DÄCHER UND THERMISCHER KOMFORT

Ein gut gedämmtes Dach senkt nicht nur den Heizwärmebedarf eines Hauses: Es sorgt im Sommer dafür, dass die darunter liegenden Räume seltener bis gar nicht überhitzen. Der Wohnkomfort steigt also deutlich. Bei Flachdächern lässt sich dieser Effekt durch eine Dachbegrünung zusätzlich steigern. So erhitzen sich mit Kies oder Steinplatten bedeckte Flachdächer im Sommer auf bis zu 50°C, während jene mit Bewuchs nur etwa 20 bis 25° C warm werden. Dies liegt daran, dass Pflanzen erhebliche Mengen Wasser verdunsten und so als natürliche Klimaanlagen wirken. Da die Zahl der Hitzetage zunimmt, wird der Aspekt des sommerlichen Hitzeschutzes immer wichtiger. Ein wesentlicher Faktor dabei ist das Dach, welches der Sonnenstrahlung besonders ausgesetzt ist.

 

DÄMMUNG DES KELLERS

Bei nicht beheizten Kellern ist die Situation ähnlich: Die einfachste Variante, um die Energieeffizienz zu verbessern, ist das Dämmen der Kellerdecke. Von allen energetischen Sanierungsmassnahmen an einem Haus ist sie die am einfachsten realisierbare und kostengünstigste. Vielfach wird sie an Altbauten daher als Erstes umgesetzt. 

Möchte man hingegen nicht nur die Energieeffizienz verbessern, sondern den Keller auch als Wohn- oder zumindest als Hobbyraum nutzen, so müssen der Kellerboden wie auch die Kellerwände von innen gedämmt werden. Die Kosten für diese Bauarbeiten fallen deutlich höher aus als das alleinige Dämmen der Kellerdecke – steigern jedoch wie die Dämmung des Daches den Nutzen sowie den Wert eines Hauses.

EINFAMILIENHÄUSER IM LAUFE DER ZEIT

Vor 1910

Kalte, durchlüftete Dächer und feuchte Keller waren Standard

Hier ist ein kalter, oft permanent belüfteter Estrich Standard. Steildächer haben offiziell eine Lebensdauer von 50 Jahren, können in der Praxis jedoch mehr als 100 Jahre halten. Bei so alten Dächern ist ein Aufdämmen nicht mehr sinnvoll, sie sollte zusammen mit einer Dacherneuerung erfolgen. Die Keller so alter Gebäude sind oft feucht und nicht trocken zu bekommen. In den meisten Fällen bietet sich daher nur das Dämmen der Kellerdecke an, das innwendige Dämmen von Kellerboden und -wänden ist kaum realisierbar.

1910 bis 1949 

Die einfache Dachstuhl-Konstruktion macht Planung erforderlich

Der hier übliche kalte Dachraum und die fehlende Wärmedämmung bewirken hohe Wärmeverluste. Oft wurde bei diesen Häusern auch auf ein Unterdach verzichtet, das nachträgliche Dämmen ist schwierig. Befindet sich der Dachstuhl noch im Originalzustand, so sollte der Ersatz des Daches zumindest geplant werden. Keller aus jener Zeit sind teilweise als Naturkeller angelegt. Aufgrund der darin vorherrschenden Feuchtigkeit bietet sich vor allem das Dämmen der Kellerdecke, eventuell in Kombination mit einem gasdichten Anstrich zum Schutz vor Radon, an.

1950 bis 1969

Solide Dächer als Grundlage: Es lohnt sich, hier nachzubessern

Dächer aus dieser Zeit sind nicht mit einer Wärmedämmung versehen. In vielen Fällen befindet sich Dachstuhl in einem einwandfreien Zustand, weshalb sich nicht nur die Dämmung des Estrichbodens, sondern auch jene des Daches lohnt. Die Dacheindeckung hat allerdings das Ende ihrer Lebensdauer erreicht – es lohnt sich, Dachdämmung und neue Eindeckung zusammen zu realisieren. Punkto Keller bestehen grosse Unterschiede, sie können feucht oder trocken sein. Je nachdem ist das Dämmen der Kellerdecke oder des gesamten Kellers empfehlenswert.

1970 bis 1989

Mit wenig Aufwand eine deutlich höhere Energieeffizienz

Warmdächer mit Wärmedämmung sind Standard, wenngleich ihre Effizienz nicht dem heutigen Stand entspricht. Eine zusätzliche Dämmschicht lässt sich oft unkompliziert anbringen. In jener Zeit wurden zunehmend Flachdächer erstellt. Sie sind nicht oder kaum gedämmt, und die Abdichtungen aus dieser Zeit sind weniger beständig als heutige: Mit der Dachsanierung sollte man nicht warten, bis das Dach undicht ist. Die meist trockenen Keller lassen sich von innen dämmen, das kostengünstigere Dämmen der Kellerdecke ist ebenfalls möglich.

1990 bis 2009

Wenn, dann sind nur kleine Schwachstellen auszubessern

Dach und Keller verfügen über eine Wärmedämmung, ihre Dämmkraft entspricht in der Regel etwa 50 % der heute gesetzlich geforderten. Da sich Dächer aus dieser Zeit in einem guten Zustand befinden, sind Sanierungsmassnahmen kaum ein Thema. Je nachdem kann es im Keller jedoch thermische Schwachpunkte haben, da die Dämmung dort teilweise vernachlässigt wurde. Dies lässt sich jedoch – falls der Fall – mit einem leichten Nachdämmen der Kellerdecke ohne grossen Aufwand beheben.

Fotos: Peter Hert / i-PRESSUM GmbH

 

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