Von der Glühbirne bis zur OLED

Jedes Leuchtmittel hat seine Vor- und Nachteile. Das sind die Unterschiede.

Text — Raphael Hegglin

 

ÜBER 100 JAHRE LANG …

… war es relativ einfach, die richtige Beleuchtung auszuwählen: Es gab nur die Glühlampe, später kam ihre Verwandte, die Halogenlampe dazu. Beide überzeugten durch Licht, das von uns als angenehm empfunden wird. Doch die beiden Lampen – beide mit einem Glühdraht ausgestattet – haben Nachteile: Sie sind nicht energieeffizient, da sie neben Licht auch viel Wärme erzeugen, und sie haben keine lange Lebensdauer.

Die ersten Energiesparlampen kamen in den 1980er-Jahren auf den Markt. Vom Prinzip her sind sie Leuchtstofflampen wie die allseits bekannten «Neonröhren». Nur haben sie kompakte Masse und lassen sich auf die gängigen Lampensockel – üblicherweise E27 – schrauben. Energiesparlampen verbrauchen vier- bis fünfmal weniger Strom als herkömmliche Glühbirnen und halten bis zu 15 Mal länger. Nur: Leuchtstofflampen flackern, was negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Das Flackern belastet die Augen und kann Kopfschmerzen bis hin zu Migräne auslösen. Auch ihr kaltes Licht konnte im Wohnbereich nie richtig überzeugen.

 

LAUFEND NEUE LED

Am 1. September 2009 führte die EU ein Verbot von Glühbirnen ein; die Schweiz übernahm dieses. Das Verbot war voreilig, da die Alternativen zu jener Zeit hauptsächlich aus den nicht breit akzeptierten Energiesparlampen bestanden. Trotzdem war die Bevölkerung gezwungen umzusteigen. Nur wenige Jahre später setzte sich jedoch immer mehr die LED zur Beleuchtung durch, und so wanderten unzählige Energiesparlampen weit vor Ablauf ihrer Lebensdauer auf den Müll oder bestenfalls ins Recycling.

Mittlerweile kommen laufend neue LED-Lampentypen und Lichtfarben dazu. Längst ist LED-Beleuchtung nicht mehr mit kaltweissem Licht gleichzusetzen, und es gibt für fast jede Anwendung ein passendes Produkt. So einfach wie bei den Glühbirnen fällt die Wahl jedoch nicht, da eine LED neben der Leistung (Watt) mit weiteren Kenngrössen gekennzeichnet ist.

Foto: Themoderncanvas/shutterstock.com

LICHTSTROM

Die heute wichtigste Kennzahl einer LED ist der Lichtstrom, also die Lichtleistung, mit der Einheit Lumen. Die Faustregel besagt, dass eine LED mit einem Watt Leistung etwa zehn Lumen Lichtstrom erzeugt. Zum Vergleich: Eine 40 Watt Glühbirne erzeugte einen Lichtstrom von etwa 450 Lumen – das schafft eine LED mit sechs Watt. Noch heute ist auf jeder LED-Lampenverpackung angegeben, welcher Glühbirne – bezogen auf den Lichtstrom – die LED entspricht.

 

FARBTEMPERATUR

Im Gegensatz zu Glühbirnen muss bei LEDs auch gekennzeichnet sein, welche Farbtemperatur ihr Licht hat. Diese reicht von warmweiss (1000 K bis 3000 K) über neutralweiss (3000 K bis 5000 K) hin zu tageslichtweiss ab etwa 5000 K. Die internationale Norm für mittleres Sonnenlicht beträgt übrigens
5500 K, Kerzenlicht hat etwa 1500 K. Grundsätzlich mögen wir im Wohnbereich warme Farbtemperaturen. Trotzdem ist Vorsicht geboten: Sehr warmes Licht wirkt schummrig und ist zum Beispiel nicht ideal zum Lesen. Tipp: In vielen Baumärkten lassen sich LED-Lampen testen. Schauen Sie vor dem Kauf, wie das Licht auf einem weissen Blatt Papier wirkt.

INFO

OLED – NEUE LICHTQUELLEN

Lange wurde nur darüber geredet, jetzt gelangen sie allmählich auf den Markt: Organische Leuchtdioden (OLED). Diese lassen sich als Beschichtung auftragen. Dadurch werden komplett neue Beleuchtungsarten möglich: Fensterflächen, die sich in der Nacht als grossflächige Beleuchtungen nutzen lassen, leuchtende Gegenstände oder – bereits heute erhältlich – als Bildschirme. OLEDBildschirme lassen sich besonders flach bauen und verfügen über ein überaus brillantes Bild mit hohem Kontrast. Denn im Gegensatz zu LCD-Bildschirmen bieten sie echte, dunkle Schwarztöne. Die Licht ausbeute und die Lebensdauer von OLED ist heute geringer als jene von LED, es besteht jedoch noch viel Entwicklungspotenzial. Dereinst könnten OLED im Wohnbereich komplett neue Beleuchtungstechniken ermöglichen, bei denen es keine herkömmlichen Lampen mehr braucht. Decken und Wände könnte dann Licht ausstrahlen und einen Raum gleichmässig erhellen. Die Lichtverteilung ist dadurch optimiert, was zu weniger Lichtverlusten und besserer Energieeffizienz führt.


BRENNDAUER

Oft geben Hersteller an, wie lange eine LED funktionieren wird – und nennen dabei 15 Jahre und mehr. Dabei handelt es sich allerdings um theoretische Werte, die sich nur unter idealen Bedingungen erreichen lassen. So können zum Beispiel starke Netzschwankungen eine LED schädigen und sie frühzeitig ausfallen lassen. Auch kommt es nicht nur auf die eigentliche Leuchtdiode an, sondern auf alle verbauten Komponenten. Sind diese von schlechter Qualität oder mangelhaft verarbeitet, dann kann eine LED-Lampe schon nach kurzer Zeit kaputt sein. Es empfiehlt sich daher, qualitativ hochwertige Markenprodukte zu wählen.

 

SCHALTFESTIGKEIT

Die Lebensdauer einer LED wird nicht nur durch die Brenndauer, sondern auch durch die Schaltfestigkeit bestimmt. Sie bezeichnet, wie oft sich eine LED an- und ausschalten lässt, ehe sie kaputt geht. Eine Faustregel besagt: LED für den Wohnbereich sollten etwa so viele Schaltzyklen aushalten, wie ihre Lebensdauer in Stunden beträgt – also etwa 10‘000 bis 15‘000. Für Treppenhäuser und Flure muss dieser Wert deutlich höher sein, und es sollten entsprechende Produkte gewählt werden. Solche sind mit einer besonders robusten Vorschaltelektronik ausgestattet, die – je nach Produkt – bis zu 100‘000 Schaltzyklen aushalten kann.