Altes Haus – junge Familie

Die Erinnerungen an die Kindertage im Elternhaus sind voller Emotionen – die Realität bei geerbten Häusern hingegen ist häufig weniger sentimental. Denn oft passen sie nicht zum Lebensstil junger Familien mit Kindern – vor allem, was Küche und Bad betrifft.

Text — Helen Weiss

 

Das Elternhaus ist oft ein Sehnsuchtsort, der mit schönen Erinnerungen verbunden ist. Übernimmt man das Haus der Eltern, sollte man die rosarote Brille jedoch weglegen. Auch wenn es schwerfällt: Das geerbte Haus muss mit neutralen Augen begutachtet werden. Denn nicht selten wird aus dem Neuanstrich für ein Zimmer oder einem Teppichwechsel eine grössere Übung.

Deshalb lohnt es sich, mögliche Umbauarbeiten umfassend zu planen und zu budgetieren. Kostenintensiv sind vor allem der Umbau von Küche und Bad. Hier besteht jedoch oft am meisten Handlungsbedarf, da das Bad zu eng und der Stauraum in der Küche für eine junge Familie zu knapp ist.

DER EXPERTE

Ferdinand Schmidlin
Geschäftsführer Holzbau bei Kost Holzbau und Gesamtbau in Küssnacht am Rigi

SANIERUNG ODER ERSATZNEUBAU –WAS PASST AM BESTEN?

Wird ein Einfamilienhaus an die nächste Generation übergeben, ist die Immobilie meist etwas in die Jahre gekommen. Hier stellt sich die Frage nach einer Sanierung oder eines Ersatzneubaus. Wie gilt es abzuwägen?
Die Erneuerung von Gebäuden bietet in punkto Energieersparnis ein grosses Potenzial. Denn bisher wurden in der Schweiz pro Jahr nur rund ein Prozent der Wohneinheiten energetisch saniert. Gleichzeitig entfällt fast die Hälfte des inländischen Gesamtenergieverbrauchs auf die Gebäude. Aber nicht nur das: Nahezu zwei Drittel der Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser in der Schweiz sind vor 1981 erstellt worden und befinden sich damit in einem Alter, in dem grössere Erneuerungsarbeiten anstehen. Oft stellt sich dabei auch die Frage nach einem Abbruch des Objekts zu Gunsten eines Neubaus.

Welche Aspekte sprechen für einen Ersatzneubau?
Ein Ersatzneubau lässt im Rahmen des bestehenden Kontexts völlig neue Möglichkeiten zu, sowohl in architektonischer als auch in räumlicher und energetischer Hinsicht. Allerdings kann auch mit einer geschickten Erneuerung eines Gebäudes ein vergleichbares Resultat erreicht werden, das nicht nur in Bezug auf den Energieverbrauch, sondern auch architektonisch überzeugt. Ein Ersatzneubau ist im Übrigen auch bei Doppel- und Reiheneinfamilienhäusern machbar.

Wie geht man bei der Entscheidung am besten vor?
Am besten lässt man sich von einer Fachperson beraten. Dabei gilt es neben bautechnischen Kriterien und solchen, die die gebäudetechnischen Anlagen betreffen, weitere Faktoren zu berücksichtigen. Hat die Liegenschaft einen emotionalen Wert, den man nicht verlieren möchte? Vielleicht ist man im Haus aufgewachsen und kann dieses nun von den Eltern übernehmen, plant es aber an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Ein anderer Aspekt ist die baurechtliche Situation: So ist es möglich, dass bei einem Neubau die Grenzabstände eingehalten werden müssen und der neue Baukörper mitten im bestehenden Obstgarten zu stehen kommt. Wenn man während der Bauphase im Haus wohnen möchte, spricht dies für eine Sanierung. Nimmt man diese etappenweise vor, ist sie ohne Umzug realisierbar.


IN DER KÜCHE WIRD NICHT NUR GEKOCHT

Während in alten Häusern die Küche separiert wurde und eher klein ausfiel, ist sie heute das Herz des Hauses – jener Ort, an dem Familie und Freunde Tag für Tag kochen, essen und die Gesellschaft der anderen geniessen. Die Geheimnisse familienfreundlicher Küchen, die alle zusammenbringen: viel Platz zum Austausch, eine grosszügige Kücheninsel – mit ein paar bequemen Hockern – zum Plaudern mit dem Koch und viele zusätzliche Sitzgelegenheiten an einem grossen Tisch. So wird ein einladender Raum geschaffen und bietet den Kindern einen Ort, um zu malen oder Hausaufgaben zu machen.

Grenzt die Küche an den Wohnraum an, plant man am besten eine Arbeitsinsel ein: So hat man die spielenden Kinder im Wohnzimmer im Blick und kehrt ihnen beim Kochen nicht den Rücken zu. Bei der Wahl der Materialien darf man ruhig praktisch denken, denn wenn sich der Nachwuchs beim Kochen und Backen austobt, wird es rasch mal schmutzig. Feinkeramik ist ein grossartiger Ersatz für Granit, da er weniger porös und entsprechend leicht zu pflegen ist. Steinplatten als Bodenbelag sind zudem seit Ewigkeiten die erste Wahl für Eltern, weil sie langlebig und pflegeleicht sind. Die heutigen Premium-Produkte stellen sicher, dass Stil und Qualität nicht dem Preis geopfert werden. Verwandelt man eine Wand in der Küche mittels Anstrich zu einer Tafel, können die Kleinen mit Kreide malen, während die Eltern kochen. Sie kann gleichzeitig dazu dienen, Einkaufslisten zu notieren und Erinnerungen aufzuschreiben.

INFO

MEHR KOMFORT FÜR ALLE

Nicht immer sind aufwendige Renovationen notwendig, wenn man das Haus der Eltern übernimmt. Denn was älteren Generationen das Wohnen erleichtert, macht es auch für Familien einfacher. Deshalb kann man gewisse Anpassungen, die die Eltern bereits vorgenommen haben, oft unverändert nutzen. So ist im Badezimmer eine grosszügige, flache Dusche auch ein Komfortgewinn für jüngere Generationen. Auch ausschwenkbare Wannenseitenteile – für gehbehinderte Senioren unerlässlich – sind im Familienalltag hilfreich: Eltern von kleinen Kindern schätzen es etwa, wenn sie ihre zappelnden Knirpse nicht in die Wanne und wieder herausheben müssen. Stabile Haltegriffe, die an Wannen und Duschen befestigt sind, geben Senioren ebenso Halt wie Kleinkindern auf wackligen Beinen.  Dasselbe gilt für Rampen beim Zugang zum Haus: Wo ältere Menschen an Gehhilfen oder mit einem Rollstuhl problemlos zirkulieren können, hat man es auch mit einem Kinderwagen oder einem Rollkoffer leichter.


SCHRUBBEN? NEIN DANKE!

Nicht nur in der Küche, sondern auch im Bad ist es zudem für Familien mit Kindern essenziell, genügend Stauraum zu haben. Nur so bleiben diese Bereiche aufgeräumt und übersichtlich. Im Bad sind Unterwaschtische, hohe Wandschränke, Spiegelschränke und Regale äusserst nützlich, um Handtücher, Kosmetika und Pflegemittel zu verstauen. Unerlässlich ist ein verschliessbarer und für Kinder nicht zugänglicher Schrank für Medikamente.

Bei der Planung muss man ausserdem darauf achten, dass um das Waschbecken herum genügend Platz ist, damit sich mindestens zwei Personen versammeln können. Ein Doppelwaschbecken mit genügend Ablageflächen ist für Familien mit mehreren Kindern ein Muss. Wie in der Küche, können Kids auch im Bad ein ziemliches Chaos anrichten. Wer nicht dauern das Badezimmer schrubben möchte, entscheidet sich am besten für eine Allover-Fliese, die leicht zu reinigen ist. Diese darf ruhig bunt sein, damit das neue Bad nicht allzu klinisch aussieht.

CHECKLISTE

RENOVIEREN MIT KINDERN – SO GEHT’S

Eine unordentliche Renovierung – und dazu kleine Kinder, die im Haus leben? Das klingt für die meisten Eltern wie ein Albtraum. Mit diesen Tipps lässt sich der Stress auf ein Minimum reduzieren.

  • Für Kinder ist es wichtig, einen «sicheren Hafen» inmitten des Chaos zu haben, wo sie spielen können. Dieser Raum sollte zuletzt renoviert werden.
  • Stellen Sie sicher, dass die Betten an einem ruhigen Ort aufgestellt sind. Wenn Sie ein sensibles Kind haben, bietet dieser einen Zufluchtsort, in den es sich zurückziehen kann.
  • Die Renovierung eines Hauses ist stressig und die Kinder fühlen sich in dieser Zeit oft nicht richtig wahrgenommen. Verbringen Sie deshalb bewusst Zeit mit ihnen.
  • Das Einbeziehen der Kinder in Entscheidungsprozesse ist während einer Renovation ein bewährtes Erfolgsgeheimnis. Wenn das Kinderzimmer umgestaltet wird, sollten die Kleinen Farben und Materialien auswählen dürfen, so dass sie sich später wohlfühlen.
  • Planen Sie die Arbeit nach Möglichkeit in den am wenigsten störenden Zeiten – etwa im Sommer, wenn Ihre Kinder ins Ferienlager fahren. Versuchen Sie ansonsten, Ihre gewohnte Routine so weit wie möglich beizubehalten.