Mein Haus, mein Hobby
Es klappert, quietscht und knarrt: In einem Haus gibt es dauernd etwas zu flicken. Ob grosse Handwerkprojekte oder kleinere Reparaturen — wer Freude an Heimwerken hat, ist mit dem Eigenheim bestens bedient. Doch was lässt sich überhaupt alles selbst erledigen?
Text — Helen Weiss
Tropfende Wasserhähne, verstopfte Waschbecken oder lockere Türgriffe – das eigene Heim bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, sein handwerkliches Geschick unter Beweis zu stellen. Dass man nicht selbst das Dach neu decken oder den Vorplatz asphaltieren kann, versteht sich wahrscheinlich auch aufgrund der fehlenden Ausrüstung von selbst. Doch das Zuspachteln eines Nagellochs in der Wand lässt sich mit etwas Übung ohne Probleme selbst bewerkstelligen. Auch wenn man über Erfahrung und Know-how verfügt, ist es wichtig, die Zeit, Materialien, Werkzeuge und Genehmigungen zu berücksichtigen, die für die anstehenden Wartungs- oder Reparaturarbeiten erforderlich sind. Denn ohne sorgfältige Vorbereitung und vollständige Kenntnis der anstehenden Aufgabe kann Heimwerken zu Kosten führen, die das Honorar eines Profis bei weitem übersteigen.
DER EXPERTE

Roland Grädel
Leiter Haus und Produkte, Beratungsstelle für Unfallverhütung, www.bfu.ch
SICHERHEIT BEIM HEIMWERKEN
Herr Grädel, Heimwerken boomt und erfreut sich grosser Beliebtheit. Die Sicherheit wird jedoch oft vergessen. Was sind die häufigsten Ursachen für Unfälle beim Heimwerken?
Die häufigsten Unfallursachen beim Heimwerken sind mangelnde Erfahrung und Zeitdruck. Zudem besteht oft eine gewisse Unwissenheit im Umgang mit Maschinen sowie ein unzweckmässiger Einsatz der Geräte. Jedes Jahr verletzen sich beim Heimwerken rund 45’000 Menschen.
Wie können Heimwerkerinnen und Heimwerker Unfälle vermeiden?
Die richtige Ausrüstung ist ein wichtiger Punkt. Am Anfang stehen dabei die Heimwerkerin und der Heimwerker selbst: Lange Haare zusammenbinden, enganliegende Kleidung tragen, Halstücher und Schmuck ablegen. So kann sich nichts in den Maschinen und Geräten verfangen. Als zusätzliche Schutzausrüstung empfehlen wir je nach Arbeit und Gerät auch das Tragen von Schutzbrille, Handschuhen, solides Schuhwerk sowie Gehör- und Atemschutz. Auch eine gute Vorbereitung schützt vor Unfällen. Dazu gehört etwa, die Bedienungsanleitungen der Maschinen und Geräte gründlich zu lesen. Das mag zwar etwas mühsam sein, aber sie enthalten wertvolle Tipps zur Sicherheit.
Gerade im Umgang mit Elektrizität kann schon ein kleiner Fehler erhebliche Verletzungen verursachen oder tödlich sein. Worauf sollte man beim Umgang mit Strom achten?
Braucht es für die Arbeit draussen im Garten Strom, dann sollte man unbedingt einen Fehlerstrom-Schutzschalter verwenden. Er unterbricht den Stromkreis sofort, wenn zum Beispiel ein Defekt am Gerät auftritt – und rettet Leben. Strom sieht man nicht, hört man nicht und wenn man ihn fühlt, ist es zu spät. Deshalb sollte man Arbeiten an Elektroanlagen wie der Austausch von Steckern und Kabeln an Geräten, das Verlegen von Steckdosen und andere, scheinbar einfache Arbeiten nicht selbst erledigen, sondern von Elektrofachleuten ausführen lassen.
KANN ICH DAS?
Im schlimmsten Fall können Heimwerksarbeiten ernsthafte Verletzungen verursachen oder gar tödliche Folgen haben. Unfälle beim Arbeiten in der Höhe ohne genügend Sicherung oder einen Stromschlag sind die paar eingesparten Franken für den Profi niemals wert. Richtiges Werkzeug hilft, Unfälle zu vermeiden – allenfalls gilt es, den Werkzeugkasten aufzupeppen. Eine gute Selbsteinschätzung ist ebenfalls Teil des guten Gelingens eines Heimwerk-Projekts. Denn zwar mag es relativ einfach sein, eine Wand selbst zu streichen, tapezieren ist hingegen eine Meisterklasse für sich.
Doch es gibt zum Glück zahlreiche Dinge, die man mit etwas Geschick selbst erledigen kann. Will man einen Raum unterteilen oder den Dachboden ausbauen, lassen sich Trockenbauwände relativ einfach montieren. Sie sind eine günstige Alternative zu massiven Mauern, solange sie keine statischen Aufgaben übernehmen sollen. Als tragende Wände eignen sie sich nämlich nicht. Das Aufhängen von Trockenbauplatten ist eine einfache Aufgabe, die kaum mehr als einen Akkubohrer oder einen Hammer erfordert. Nur die zweite Phase des Schlammens und Schleifens der Trockenbauwand kann etwas knifflig sein. Die Oberfläche von Trennwänden ist, wenn die Fugen mit Spachtelmasse gefüllt und geglättet sind, die ideale Basis für Anstriche, Tapeten, Fliesen oder Putz.
INFO
UPCYCLING: AUF EIN NEUES
Sieht der alte Tisch oder die Kommode nicht mehr ganz so frisch aus, lässt sich die Oberfläche in wenigen Schritten restaurieren:
- Wischen Sie das Möbelstück mit einem feuchten Tuch ab.
- Benutzen Sie zum Abbeizen ein Gelprodukt, das Sie 5 bis 10 Min einwirken lassen können, bevor Sie die Farbe mit einem Spachtel abkratzen. Auch schäumender Ofenreiniger funktioniert bestens.
- Um den Rest der Farbe zu entfernen, verwenden Sie für grössere Flächen am besten eine Schleifmaschine, für heikle Bereiche ein Handschleifklotz mit Schleifpapier mit Körnung 60. In Ecken kann die Farbe mit einem Gel-Stripper und spitzem Werkzeug entfernt werden.
- Mit einer Bürste mit steifen Borsten wird nun der Staub entfernt – gründliches Arbeiten ist hier wichtig, wenn die Oberfläche versiegelt werden soll.
- Mit Lasur-Spray, Möbelklarlack oder einem klaren Wachs wird das Holz nun versiegelt. Dadurch ist es geschützt und weniger empfindlich auf Wasser- oder Fettflecken.
- Wer es lieber bunt mag, benutzt Kreidefarbe vor der Versiegelung mit Möbelwachs.
MASCHINEN MIETEN
Moderne Technologien machen es Heimwerkerinnen und Heimwerkern zudem einfacher, gewisse Arbeiten selbst zu erledigen. So gehört zwar die vollflächige Verklebung von Massivparkett in die Hände einer Fachperson. Fertigparkett, viele Vinylböden und Korkböden machen die Verlegung mit der Klick-Technologie jedoch heute zum Kinderspiel. Bei der sogenannten schwimmenden Verlegung wird auf die feste Verbindung mit dem Untergrund verzichtet. Das bedeutet, dass man nichts schrauben, nageln oder kleben muss – die Verlegeelemente werden einfach zusammengesetzt und lassen sich entsprechend problemlos wieder entfernen.
INFO
AUF GUTEM FUNDAMENT
Vom einfachen Geräteschuppen, der für ein paar hundert Franken zu haben ist, bis zum nach Mass gestalteten Design-Häuschen – die Auswahl an Gartenhäusern ist gross. Die meisten Varianten werden als Bausatz geliefert und können mit etwas Geschick problemlos selbst montiert werden. Jedoch braucht es gerade bei den grösseren Modellen mehrere Personen und vor allem das nötige Werkzeug zum Aufbau. Es lohnt sich, im Voraus die Bauanleitungen genau zu studieren. Was vor dem Aufbau leider gerne vergessen geht, ist das Fundament: Das Gartenhaus braucht einen ebenen und waagrechten Grund. In der Regel wird dazu ein mit Kies ausgefüllter Aushub nach dem Verdichten mit Platten oder Betonsteinen belegt. Bei kleineren Gerätehäusern reicht eine Kiesschicht, grosse Gartenhäuser brauchen hingegen ein solides Fundament aus Beton. Wer den Minibagger nicht selbst bedienen möchte, ist hier allenfalls auf professionelle Hilfe angewiesen.
Auch das Installieren eines neuen Schlosses, das Flicken und Restaurieren eines Fensterladens oder das Ersetzen einer Dichtung im Siphon benötigt keinen Meistertitel. Dasselbe gilt bei Umgebungsarbeiten: Im Garten lässt sich ein Kiesweg problemlos selbst anlegen. Auch ein Sichtschutzzaun zu installieren, ist kein Hexenwerk. Der schwierigste Teil ist hier das Graben der Zaunpfostenlöcher, aber oftmals vermieten Baumaschinen-Firmen oder Heimwerkzentren motorisierte Erdbohrer, die selbst härteste Böden durchbrechen. Sobald die Pfosten in die Löcher gesetzt sind, werden sie mit Schnellbeton zementiert. Nun gilt es nur noch die, die vorgefertigten Zaunelemente an den Pfosten zu fixieren. Doch aufgepasst – die Schwierigkeit des Zaunbaus liegt weniger in seiner Ausführung als darin, den Zaun gerade auszurichten. Denn wie bei allen Heimwerk-Arbeiten gilt auch hier: Der Teufel steckt im Detail.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN
- Youtube Kanal: Upcycling mit Easy Alex
- HAUSmagazin: 100 Must-Haves für Hausbesitzer
- Kostenlose Bauanleitungen