So schützen Sie Ihr Haus vor Wasser
Ob durch Unwetter oder eine undichte Leitung, Wasser kann im Haus grosse Verwüstungen anrichten. So beugen Sie vor.
Text — Tanja Seufert
Wasser, so heisst es oft, ist für ein Haus etwa gleich verheerend wie Feuer. Wer schon einmal einen grösseren Wasserschaden hatte, kann davon ein Liedchen singen. Denn je nachdem ist nicht «nur» der Innenausbau wie zum Beispiel der Parkettboden, sondern auch die Bausubstanz betroffen. Dauerhaft feuchtes Mauerwerk kann von Schimmel befallen werden und sich mit der Zeit zersetzen. Wasserschäden ziehen also oft umfangreiche Sanierungsarbeiten nach sich – Vorbeugen ist deshalb das A und O. Doch wie?
DIE ZU- UND ABFLÜSSE IN EINEM HAUS


DAS WETTERFESTE HAUS
Damit es trocken bleibt, muss das Haus wetterfest sein: Dazu gibt es zum einen wasserabführende Installationen wie Dachrinnen und Abläufe, welche die Niederschläge vom Haus wegführen (Dach-, Balkon- und Platzentwässerung). Diese müssen regelmässig kontrolliert und gereinigt werden, am besten jährlich nach dem Laubfall. Zum anderen lässt sich das Haus abdichten, dazu gehören Sockelabdichtungen an der Gebäudehülle sowie (druck-)wasserdichte Türen und Fenstern. Dass Letzteres nicht selbstverständlich ist, erfuhren im Sommer 2021 zahlreiche Stadtzürcher Haushalte während eines ungewöhnlich heftigen Unwetters: Der windgetriebene Starkregen wurde durch die Fenster gedrückt und setzte teilweise ganze Räume unter Wasser.
INFO
SO TRITT WASSER IN IHR HAUS EIN
- Grundwasser durchdringt Kellerwände/-böden
- Wasser staut aus der Kanalisation zurück
- Grundwasser dringt durch undichte Hausanschlüsse (Rohrwege, nicht druckwasserdicht ins Mauerwerk eingebettete Kabel) oder durch undichte Fugen
- Grundwasser und Oberflächenwasser strömen durch Lichtschächte und Kellerfenster
- Oberflächenwasser durchsickert die Aussenwand
- Oberflächenwasser dringt durch Tür- und Fensteröffnungen
- Niederschlagswasser durchdringt Fassade bei Starkregen mit Sturm
- Dach-/Balkonwasser dringt in das Gebäude ein
Quelle: schutz-vor-naturgefahren.ch
WOHIN FLIESST DER NIEDERSCHLAG?
Das Problem bei Starkregen: Der Boden und die Kanalisation können die plötzlich anfallende Menge an Niederschlag nicht mehr aufnehmen. Je weniger das Wasser versickern kann, desto prekärer die Situation. Nicht nur versiegelte, auch verdichtete, lehmige oder gefrorene Böden können Regen schlecht bis gar nicht aufnehmen. Bei Stürmen kommt hinzu, dass Blätter und abgebrochene Zweige die Entwässerung verstopfen können. Die Folge: Das Wasser fliesst an der Oberfläche ab.
INFO
WIE SIE IHR HAUS GEGEN UNWETTER WAPPNEN
- Freie Flächen: Betonieren Sie so wenig Fläche wie möglich, damit Niederschläge versickern kann. So kann eine Auffahrt zum Beispiel mit Rasengittersteinen gestaltet statt asphaltiert sein.
- Stellen Sie Wasserspeicher (Regentonnen) auf. Sie verzögern den Abfluss von Starkregen.
- Entwässern Sie bei Hanglage oder ansteigendem Terrain das Grundstück mit Retentions- und Versickerungsbauwerken.
- Erddämme können bestehende Gebäude vor Oberflächenwasser schützen. Dies darf aber nicht auf Kosten von Dritten geschehen.
- Hauseingänge sollten nicht ebenerdig liegen.
- Die Oberkante des Lichtschachtes muss erhöht liegen. Eine Aufkantung lässt sich auch nachträglich anbringen. Ist dies nicht möglich, sollte der Lichtschacht mit Glasbausteinen verschlossen werden.
- Tieferliegende Bereiche, z.B. Garageneinfahrten, lassen sich mit Schwellen schützen, so fliesst das Wasser von der Strasse nicht direkt dort hinab.
- Aussenwände im Sockelbereich sollten abgedichtet sein. Dies ist bei bestehenden Bauten auch nachträglich möglich.
- Das Aussengerät der Wärmepumpe muss auf einem Sockel stehen.
- Vergewissern Sie sich, dass Ihre Hausanschlussleitung über eine Rückstauklappe verfügt.
- Neubau: Bauen Sie nicht am Fuss eines Hangs oder in einer Mulde. Ebenso sollte die Liegenschaft nicht dem Zufluss von Strassenwasser ausgesetzt sein. Das Thema sollte frühzeitig in die Planung eingebunden werden.
WASSER UMLEITEN: NICHT IMMER MÖGLICH
Dieser Oberflächenabfluss wird von Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern häufig unterschätzt, verursacht jedoch schnell Überschwemmungen. Wenige Zentimeter reichen oft, damit ein ungeschützter Keller geflutet wird. Deshalb sollte man den Weg, den das Wasser nimmt, in der Umgebung des Hauses kennen – gerade an Hanglagen. Doch darf man das Wasser nicht beliebig umleiten, denn Grundeigentümer sind nach Zivilgesetzbuch (Art. 689) verpflichtet, natürlich zufliessendes Wasser aufzunehmen. «Keiner darf den natürlichen Ablauf zum Schaden des Nachbarn verändern», heisst es explizit.
INTERVIEW

Peter Kronauer*
«NÄSSE IST NIE NORMAL»
Hausmagazin Wo entstehen in einem Haus typischerweise Wasserschäden?
Peter Kronauer Überall dort, wo Wasser fliesst: in der Nähe von Sanitärinstallationen, also in Bad, Küche, aber auch Waschküche. Sehr häufig sind Schäden rund um Badewanne und Dusche, weil die Fugen mit den Jahren undicht werden. Merkt man dies nicht, kann Wasser hinter die Platten dringen und das Mauerwerk wird feucht. Das Problem kann sich soweit unbemerkt verschlimmern, dass dann zum Beispiel im angrenzenden Zimmer die Wand hinter einem grossen Möbelstück zu schimmeln beginnt. Spätestens, wenn es muffig zu riechen beginnt, sollte einem klar sein, dass etwas nicht stimmt.
Wie verhindert man denn, dass es so weit kommt?
Alte, schwarz verfärbte Fugen sollte man ersetzen und nicht zu lange zuwarten. Grundsätzlich gilt: Bei Feuchtigkeit sofort reagieren und einen Sanitärbetrieb zuziehen. Nässe ist nie normal! Weiter empfehle ich, dass Wasserleitungen gut zugänglich sind. Dies erleichtert die Kontrolle. Unterputz-Leitungen lassen sich natürlich nicht visuell prüfen, hier muss die Aufmerksamkeit trockenen Wänden gelten. Sobald diese feucht sind, stimmt mit den Leitungen etwas nicht. Die regelmässige Kontrolle der Wasserleitungen und sanitären Anlagen verringert das Risiko eines Wasserschadens. Notfälle können teuer werden. Wer unsicher ist oder die Kontrolle delegieren möchte, beauftragt am besten einen Sanitärinstallateur damit. Dieser ist auch zuständig, wenn es um Reparatur und Ersatz von Wasserleitungen geht.
Wie findet man den richtigen Partner?
Sanitärbetriebe gibt es unzählige – am besten lässt man sich eine Firma empfehlen. Vorsicht in Notsituationen, hier gibt unseriöse Anbieter, die horrende Preise verlangen.
Stichwort Notfall: Bei einer Leckage ist ein Leitungsersatz unabdingbar. Doch wie merkt man sonst, dass es Zeit für einen Ersatz ist?
Bis vor 30 Jahren wurden verzinkte Leitungen eingesetzt, die mit den Jahren zu Rostbildung neigen. Dies merkt man, wenn das Wasser nach längerer Abwesenheit rostbraun aus dem Hahnen fliesst. Heute verwendet man langlebigere Materialien, etwa Chromstahl und speziellen Kunststoff. Wer in einem Altbau das Bad umbaut, sollte also auch gleich die alten Leitungen ersetzen. Es wäre unklug, neue Geräte zu installieren und alles frisch zu plätteln, um dann wenige Jahre später die Wand wieder aufspitzen zu müssen.
Gibt es noch weitere Schwachstellen, auf die man ein Auge haben sollte?
In der Küche entstehen oft Schäden am Siphon, weil der überfüllte Abfalleimer dagegen drückt. Daran denkt kaum jemand, doch es passiert schnell, dass die Schraubstellen am Siphon beschädigt werden. Der Bereich unter der Spüle sollte deshalb ordentlich sein und der Kübel nie zu voll. Ein weiterer Schwachpunkt sind Armaturen mit Auszug. Den Schlauch sollte man regelmässig auf Dichtigkeit prüfen. Wie bei anderen haustechnischen Installationen, gilt auch im sanitären Bereich: Ist ein Haus gut unterhalten, sollten keine Notfälle auftreten.
*Peter Kronauer: Dipl. Sanitärinstalateur und Vorstandsmitglied VSSH, die schweizerische Fachvereinigung der Sanitär- und Heizungsbranche, www.vssh.ch
DEFEKTE LEITUNGEN UND ABDICHTUNGEN
Wasserschäden entstehen nicht nur durch Wasser, das von aussen eindringt, sondern auch im Innern des Hauses: durch lecke Leitungen oder gar einen Rohrbruch sowie durch defekte Abdichtungen. Auch hier gilt: Vorbeugen ist besser als heilen! Einen guten Anfang macht, wer vor dem Winter Wasserleitungen im Aussenbereich sowie in unbeheizten Räumen vom Wasser nimmt und leerlaufen lässt. Ansonsten kann Wasser, das noch in den Leitungen steht, gefrieren und diese beschädigen.
Im Haus sollte man Wasserleitungen und sanitären Geräte einmal jährlich auf Wasseraustritt kontrollieren. Auch die Dichtheit von Türen und Fenstern – insbesondere Dach- und Kellerfenstern – sollte, am besten nach starkem Regen, visuell und haptisch geprüft werden. Wichtig ist eine Inspektion der Fugen im Nassbereich. Mit den Jahren werden sie undicht, Wasser kann hinter die Platten ins Mauerwerk dringen. Alte, schwarz verfärbte Fugen sollte man also nicht nur aus ästhetischen Gründen ersetzen (siehe Interview oben).
CHECKLISTE
WASSERSCHADEN VORBEUGEN
Regelmässige Inspektionen und korrekte Installationen verhindern grössere Schäden.
- Überprüfen Sie Auslaufarmaturen, WC-Spülkasten, Waschbecken und offene Wasserleitungen regelmässig.
- Reinigen Sie regelmässig alle Abflüsse in Küche und Bad von Haaren, Fett und anderen Rückständen.
- Lassen Sie die Waschmaschine nur laufen, während Sie sich in der Wohnung aufhalten.
- Entkalken Sie Wasch- und Spülmaschine regelmässig oder benutzen Sie ein Entkalkungsgerät.
- Kontrollieren Sie regelmässig: Heizung und Heizungsraum, Fenster und Türen (Dichtheit), vor allem Dach- und Kellerfenster, Dachrinnen und Fallrohre.
- Verwenden Sie ein Rückstauventil.
- Lassen Sie in Altbauten, die noch nicht mit Folie oder Bitumen abgedichtet sind, eine Wassersperre am Haus anbringen.
KONDENSWASSER UND SCHIMMEL VERMEIDEN
Nicht zuletzt drohen auch Schäden durch Kondenswasser. Dieses entsteht meistens durch zu wenig oder falsches Lüften in gut gedämmten Häusern oder wenn durch eine Sanierung Wärmebrücken entstanden sind. Erkennbar ist Kondenswasser an Fensterscheiben oder wenn an den Wänden oder der Decke Schimmelpilz wächst. Dann muss man sofort handeln und diesen entfernen. Und die Ursache abklären: Dazu ist meist eine Fachperson erforderlich.
Auch wenn man alle vorbeugenden Massnahmen umsetzt, so gibt es keine 100-prozentige Garantie: Wasserschäden, etwa durch ein Rohrbruch, sind manchmal einfach Pech. Im Schadenfall zahlt, je nach Ursache, die kantonale Gebäudeversicherung oder die Hausratversicherung (siehe Interview oben).
WEITERFÜHRENDE LINKS
- schutz-vor-naturgefahren.ch: Beispiele energetischer Sanierungen, Planungshilfen, Vorgehen für Förderungen, Übersicht geförderter Massnahmen
- vkg.ch: Schutz vor Überschwemmungen und Hochwasser, Beratung durch kantonale Gebäudeversicherungen