Was tun bei einem Wasserschaden?
Sie sind der Horror aller Hausbesitzer: Die feuchte Wand, der überflutete Keller, die tropfende Decke. Panik ist aber fehl am Platz. Vielmehr ist nun schnelles, überlegtes Handeln gefragt.
Text — Thomas Bürgisser
Ein feucht-modriger Duft, abblätternder Putz, feuchte Flecken – oder dann gleich das knöcheltiefe Wasser... Ein Wasserschaden macht sich unterschiedlich bemerkbar. Einmal mehr, einmal weniger offensichtlich. Gleich wie die Ursache. Nicht immer ist diese so eindeutig wie nach tagelangen Regenfällen oder bei der vergessenen Badewanne. Manchmal bleibt vorerst schlicht unklar, woher das Wasser kommt, wo und wie lange es sich schon ausgebreitet hat. Das spielt im Moment aber auch noch keine Rolle.
WASSER UND STROM ABSCHALTEN
So schnell wie möglich gilt es nun, Wasserhahn und Strom abzudrehen. Ersteres muss bei unklarer Herkunft des Wassers allenfalls der Hauptwasserhahn sein, um die gesamte Wasserversorgung des Hauses zu unterbrechen. Gut also, wenn man für den Notfall weiss, wo sich dieser befindet. Der Strom wiederum kann am Sicherungskasten gekappt werden. So schnell wie möglich. Denn Wasser leitet Strom. Ein Kurzschluss kann zu Bränden führen, bei einem Stromschlag herrscht sogar Lebensgefahr. Also keinesfalls vorher einen überschwemmten Bereich betreten!
INFO
SCHIMMEL IST NICHT GESUND!
Schimmel ist ein Hinweis auf einen Wasserschaden, vielleicht aber auch die Folge einer unsachgemässen Sanierung danach. Gleichzeitig kommen weitere Ursachen wie zu seltenes Lüften oder Baumängel in Frage. Deshalb sollte Schimmel am besten nicht einfach selber entfernt werden, sondern ein Malerbetrieb, Schimmelexperte oder Profi im Bereich Bauschäden zugezogen werden. Diese können den Schimmel und vor allem auch die Ursache richtig eruieren und beseitigen. Und das sobald wie möglich, denn Schimmel kann zu Allergien sowie Reizungen von Augen, Haut und Atemwegen führen.
SCHADEN BEGRENZEN
Nun geht es an die erste Schadensbegrenzung. Damit aktuell noch trockene Bauteile nicht auch noch Schaden nehmen, wird die weitere Ausbreitung des Wassers begrenzt, mit Tüchern, Eimern & Co. Und bevor sie gar nicht mehr brauchbar sind, sollten auch betroffene Möbel, Teppiche usw. aus dem Wasser rausgenommen und an einen trockenen Ort gestellt werden. Gleich wie wichtige Dokumente, Kleider, Erinnerungsstücke ...
HILFE HOLEN
Hat sich die Lage fürs Erste stabilisiert, steht bald schon ein Anruf bei der Versicherung auf der To-do-Liste (siehe Experteninterview). Und beim Sanitärinstallateur des Vertrauens. Allenfalls empfiehlt dieser auch ein Unternehmen, das sich auf Wasserschäden beziehungsweise deren Behebung spezialisiert hat. Auf jeden Fall sind jetzt Profis gefragt. Erst recht, wenn das Leck nicht offensichtlich ist.
CHECKLISTE
SO WIRD ES WIEDER TROCKEN
Zur Entfeuchtung von Räumen und Bauteilen gibt es verschiedene Verfahren. Eine Auswahl im Überblick:
- Vakuum-/Unterdruckverfahren: Feuchtigkeit wird über vereinzelte, gebohrte Löcher aus der Dämmung oder dem Unterlagsboden gesogen, die Luft getrocknet und allenfalls gereinigt. Dabei entsteht ein Unterdruck, wodurch trockene Raumluft zum Beispiel über Schlitze an den Randfugen wieder in die Wand oder den Boden fliesst. Dieses Verfahren kommt beispielsweise bei sehr hoher Feuchtigkeit, teilweise sogar angesammeltem Wasser zum Einsatz.
- Überdruckverfahren: Ebenfalls über Löcher oder Schlitze kann trockene, warme Luft in das feuchte Gebäudeelement gepresst werden. Feuchte Luft entweicht anschliessend über Löcher oder Fugen wieder in den Raum, wo sie maschinell entfeuchtet wird. Ein Verfahren, das bei wenig Feuchtigkeit oder auch als zweiter Schritt nach dem Vakuumverfahren eingesetzt wird.
- Folienzelt: Soll ein Bereich gezielt getrocknet werden, zum Beispiel ein Wandabschnitt, kann dieser mit einer Folie eingepackt werden. Unter diese wird trockene Luft geblasen, so dass dem Wandabschnitt Feuchtigkeit entzogen wird. Die feuchte Luft entweicht gezielt aus der Folie und wird wieder getrocknet.
- Raumentfeuchtung: Ein Raumentfeuchter zieht Raumluft an, entzieht dieser Feuchtigkeit und stösst die trockene Luft wieder aus. Ventilatoren können zusätzlich für eine gute Luftverteilung im Raum sorgen. Der Raumentfeuchter ist das einfachste Verfahren, oft jedoch auch nur der erste oder letzte Schritt, wenn die Feuchtigkeit zu tief in die Substanz (Böden, Wände) eingedrungen ist.
URSACHE SUCHEN
Nebst der überlaufenden Badewanne sind Defekte an Geschirrspüler oder Waschmaschine beziehungsweise deren Schläuchen, Dichtungen und Anschlüssen noch am ehesten ersichtlich. Es könnten aber auch die Fugen in der Dusche sein, ein undichtes Dach, ein Leck in der Fussbodenheizung, in Frisch- oder Abwasserleitungen und vieles mehr. Verfärbungen sind Indiziengeber, Boden- oder Wandplatten, die sich biegen, Schimmel, allenfalls auch Gerüche. Manchmal aber braucht es einen Ortungsdienst: Dieser versucht zum Beispiel mit einer Wärmebild- oder Endoskop-Kamera, mit Rauch, Gas oder Farbe herauszufinden, wo Wasser entweicht. Je nachdem muss die Stelle anschliessend für die Reparatur freigelegt werden. Aber Achtung: Vor der Schadensbehebung sollten alle Schäden genau dokumentiert sein für die Versicherung, am besten auch fotografisch.
DER EXPERTE

Leo Hug
Comparis-Finanzexpert
«Bei Hochwasser ist die kantonale Gebäudeversicherung zuständig»
Hausmagazin Welche Versicherung rufe ich bei einem Wasserschaden an?
Leo Hug Bei Hochwasser, also einem Elementarereignis, ist die kantonale Gebäudeversicherung zuständig für Schäden an der Immobilie. Ausser in den Kantonen Genf, Tessin und Wallis ist diese überall obligatorisch. Schäden am Mobiliar wiederum sind über die Hausratversicherung gedeckt. Auch wenn der Wasserschaden zum Beispiel wegen eines Lecks oder der ausgelaufenen Waschmaschine entstand.
Und wer zahlt Schäden am Gebäude in diesen Fällen, wenn es kein Elementarereignis war?
Für das können Hausbesitzer freiwillig eine sogenannte Gebäudewasserversicherung abschliessen.
Gibt es weitere Kosten, an die man denken sollte?
Die Instandstellungskosten von defekten Installationen, die zu einem Wasserschaden geführt haben, sind nicht in allen Policen eingeschlossen. Für Schäden wegen baulicher Fehler muss innerhalb der Garantiefrist der Bauverantwortliche aufkommen. Und wenn ein Hausbesitzer eine Dachluke oder ein Fenster versehentlich offen lässt und Wasser eindringt, zahlen Gebäudewasserversicherung und Hausratsversicherung in der Regel ebenfalls nicht.
Wie sieht es mit Schimmelschäden aus?
Tritt Schimmel infolge eines versteckten Rohrrisses im Haus auf, ist das in der Gebäudewasserversicherung inbegriffen. Schimmel kann aber auch aufgrund zu hoher Luftfeuchtigkeit entstehen, bau- oder nutzungsbedingt. Dann ist das Sache des Hauseigentümers, Mieters oder, falls der Mangel innerhalb der Garantiefrist auftritt, des Bauverantwortlichen.
VOLLSTÄNDIG ENTFEUCHTEN
Ist das Leck behoben, geht es an die Beseitigung der Feuchtigkeit. Kleineren Schäden kann man vielleicht noch in Eigenregie und mithilfe eines Entfeuchters Herr werden. Meist aber braucht es auch hier den Profi. Viel zu schnell verschwindet Wasser hinter Wänden, in Dämmungen, im Boden unter einzelnen Schichten. Entsprechend gilt es nach der Leck-Suche weiter zu recherchieren: Welche Bauteile sind betroffen und wie feucht sind die Stellen? Auch hierzu gibt es Messmethoden, mit welchen die Feuchtigkeit nicht nur in Räumen, sondern auch in Baustoffen analysiert werden kann.
Oft kommt man anschliessend nicht um eine professionelle Trocknung herum. Dank unterschiedlicher Methoden (siehe Box Seite 19) kann dabei fast schadenfrei vorgegangen werden. Wichtig ist, dass die Entfeuchtung wirklich erst abgeschlossen wird, wenn sich die Feuchtigkeit wieder vollständig normalisiert hat – allenfalls belegt mit einem Messprotokoll. Zu gross ist ansonsten die Gefahr von Schimmelbildung, wobei dann nicht mehr nur die Gesundheit des Gebäudes, sondern auch von dessen Bewohnern gefährdet ist.