Kompost: Wertvoller Dünger

Organische Abfälle aus Garten und Haushalt sind zu schade für den Kehricht. Auf dem Komposthaufen wird aus ihnen wertvoller Dünger – für den biologischen Garten ist Komposterde deshalb unersetzbar. Die Beete werden mit Humus und Nährstoffen versorgt, das Bodenleben wird aktiviert und die Bodenstruktur verbessert.

Text — Helen Weiss

 

Der Kreislauf der Natur, aus organischen Abfällen fruchtbaren Humus zu produzieren, ist ein faszinierender Prozess. Denn Garten- und Küchenabfälle sind kostbare Rohstoffe, die in Form von Kompost die Bodenfruchtbarkeit und -gesundheit erhalten. Kein Wunder also, wird Kompost auch das schwarze Gold genannt – er gibt dem Gartenboden verlorene Nährstoffe zurück und hält ihn fit. Wer kompostiert, hat deshalb gleich doppelt gewonnen: Weniger Abfallgebühren und jährlich eine kostenlose Frischekur für den Garten. Will man richtig kompostieren und somit eine gute Qualität sowie eine optimale Zusammensetzung des späteren Komposts erreichen, sind die drei folgenden Grundsätze zu beachten: zerkleinern, mischen und feucht halten. «Alle organischen Abfälle sollten auf Daumenlänge oder Fünflibergrösse zerstückelt werden», rät Dieter Simonet, ehemaliger langjähriger Kompostberater bei der Stadtgärtnerei Basel. Die richtige Mischung ist zudem massgebend: «Mindestens die Hälfte des Komposts sollte aus Strukturmaterial wie etwa Holzhäcksel bestehen, denn dieses sorgt für genügend Sauerstoff im Haufen.»

ORGANISCHE ABFÄLLE SOLLTEN AUF DAUMENLÄNGE ODER FÜNFLIBERGRÖSSE ZERSTÜCKELT WERDEN

ORGANISCHES RECYCLING

Die Meinungen, welchen Regeln das organische Recycling unterliegt, gehen oftmals auseinander. «Kompostieren ist wie Kochen», sagt Dieter Simonet. Mit der Zeit erhalte man ein Gefühl für die richtige Mischung. Laub und Rasenschnitt, welche oft in Massen anfallen, dürfen etwa nur portionenweise zugegeben werden. Kompost ist zudem keine Abfallgrube für organische Reste, weshalb man die Zugabe von Fritieröl, Speiseresten, Staubsaugersäcken, Katzenstreu, Knochen und Asche vermeiden sollte. Auch bei gewissen pflanzlichen Abfällen muss man Vorsicht walten lassen, wie Corinne Imhof Stieglmaier, Abfall- und Kompostberaterin beim Verband Kehrichtverbrennungsanlage Weinfelden, weiss. «Rainfarn und Wermut haben eine herbizide Wirkung und hemmen den Rotteverlauf.» Unkraut sollte zudem nur vor der Samenbildung kompostiert werden, denn die Samen überdauern im Kompost und werden mit dem Ausbringen im ganzen Garten verteilt.

TIPP

Auf einem Kompost werden organische Abfallstoffe durch die Arbeit von Bodenlebewesen zu hochwertigem, nährstoffhaltigen Humus umgewandelt. Die Liste der im Handel angebotenen Zusatzstoffe ist lang, bei guter Durchmischung des kompostierbaren Materials kann man jedoch darauf verzichten.

KOMPOSTSTARTER UND KOMPOSTBESCHLEUNIGER bestehen zum grössten Teil aus organischem Stickstoff, getrockneten Bakterien und Pilzen. Diese keimen bei genügend Feuchtigkeit aus und tragen zur Rotte bei. Über Wurzelteile und Erde kommen sie aber gewöhnlich von selbst in die Kompostmiete.

EINE IMPFUNG MIT MIKROORGANISMEN durch Zugabe von zwei bis drei Schaufeln eines schon verrotteten Komposts ist sinnvoll und erst noch kostengünstig.

KALK wird nur verwendet, wenn grosse Mengen Nadeln, Nadelholz oder Rasenschnitt kompostiert werden. Diese Stoffe setzen bei der Rotte Säure frei, die vom Kalk gebunden wird.

GESTEINSMEHLE erhöhen die Qualität des Humus. Durch regelmässiges leichtes Überpudern des Komposthaufens können unangenehme Gerüche gebunden werden, die entstehen, wenn das Kompostmaterial zu nass ist und nicht belüftet wird.

Organische Stickstoffdünger wie BLUT- ODER HORNMEHL können dann zugegeben werden, wenn grössere Mengen trockener Staudenschnitt, Laub oder Holzhäcksel zur Kompostierung anfallen, da durch eine Stickstoffgabe die Rotte beschleunigt wird.

DUNKEL, FEUCHT UND WARM

Um den optimalen Verrottungsprozess zu erreichen, darf der Kompost weder zu feucht noch zu trocken sein. «Wird das Material im Sommer zu trocken, giesst man eine Kanne voll Wasser hinein», sagt Simonet. Ist der Haufen hingegen zu nass und riecht schlecht, weist dies oft auf eine falsche Zusammensetzung hin. «In diesem Fall durchmischt man alles nochmals und gibt mehr Strukturmaterial hinzu», rät Corinne Imhof Stieglmaier. Die Zugabe von Steinmehl helfe zusätzlich, Gerüche zu binden. «Wichtig ist auch, dass organische Abfälle nicht zu lange im Kompostkesseli gelagert, sondern rasch dem Sammelgitter zugeführt werden.» Deckel und Ummantelung schützen den Kompost zudem vor Austrocknung oder Vernässung und helfen, jenes dunkle, warme Klima zu schaffen, das Bodenlebewesen lieben. Imhof Stieglmaier: «Bei Kompostgittern benötigt es deshalb eine Ummantelung mit Flies oder Bambusmatte.»

DER EXPERTE

Roland Schuler,
Mediensprecher
der Naturschutz- organisation
Pro Natura

«LAUB UND SCHNITTGUT IN FORM EINES TOTHOLZHAUFENS»

Im Herbst fällt im Garten viel Laub an – durch den Rückschnitt von Sträuchern und Hecken kommt zusätzlich Astmaterial hinzu. Es anzuzünden, ist keine gute Idee. Da der stinkende Rauch die Luft mit Feinstaub belastet, ist das Verbrennen von Gartenabfällen in der Schweiz verboten. Ausserdem geht dadurch ein wertvoller Rohstoff verloren. Denn Laub und Schnittgut lassen sich bestens für den eigenen Garten nutzen, etwa in Form eines Totholzhaufens.

Er besteht aus locker angehäuften Ästen und Zweigen und ist ein beliebter Tummelplatz. Totholz bietet vielen Tieren Versteck-, Schlaf- und Futterplätze. Bedrohte Vogelarten finden hier ein schützendes Versteck vor Fressfeinden oder einen idealen Platz zum Nisten. Auch für andere gefährdete Gartenbewohner wie etwa Igel, Erdkröten oder Zauneidechsen bietet das Astgeflecht einen idealen Rückzugsort. Es ist Kinderstube und Winterquartier zugleich. Daneben finden auch viele Insekten-, Käfer- und Spinnenarten in Asthaufen einen Lebensraum.

DÜNGER FÜR STARKZEHRER

Um das schwarze Gold zu produzieren, gilt es, den geeigneten Standort im Garten zu finden. «Ideal ist ein halbschattiger bis schattiger Platz mit Kontakt zum Erdreich, windgeschützt sowie gut erreichbar und begehbar», erklärt Imhof Stieglmaier. Ein Platz unter einem Baum ist jedoch nicht zu empfehlen, wie Dieter Simonet warnt: «Es besteht die Gefahr, dass die Wurzeln des Baums in den Kompost wachsen.»

Ist im Garten genügend Platz vorhanden, können zwei Komposthaufen eingeplant werden, um den Aufwand etwas zu minimieren. Simonet: «Hat man nur einen Haufen, ist es ratsam, den Kompost bei jeder Zugabe von organischen Abfällen rund 30 Zentimeter tief zu mischen.» Ist der Behälter voll und der untere Teil nach neun bis zwölf Monaten bereits verrottet, muss für dessen Gewinnung das oberste Drittel erst entfernt werden. «Die mittlere, halbverottete Schicht kann als Dünger für Starkzehrer wie Tomaten, Kartoffeln oder Kürbis verwendet werden», rät Simonet. Die unterste, reife Schicht findet als Muttererde im Garten vielfältigen Einsatz. Vor dem Ausbringen sollte Kompost immer gesiebt werden. Simonet: «Unverrottetes Häckselgut kann dem Kompost erneut zugegeben werden.»

 

WEITERE INFORMATIONEN

Weitere Informationen zum richtigen Kompostieren bieten die Kompostberatung: kompostberatung.ch und das Kompostforum Schweiz: kompost.ch
Fast jeder Kanton unterhält eine Kompostberatung, wie zum Beispiel Kanton Basel-Stadt: stadtgaertnerei.
bs.ch
und Kanton Thurgau: kvatg.ch